heise online
Der KI-Textgenerator GPT-3 kann erstaunlich selbstreflektierte philosophische Texte verfassen. Überholt die Maschine uns Menschen in unserer Paradedisziplin?
GPT-3 heißt die jüngste Entwicklung des Unternehmens OpenAI. Es ist die dritte Generation eines Textgenerators und die Ergebnisse sind teilweise so gut, dass sie von menschlichen Texten fast nicht mehr zu unterscheiden sind. Während der Testphase wurde GPT-3 schon mit allerlei Aufgaben betraut. Für großes Aufsehen sorgte der Philosoph Raphaël Millière bei Twitter. Er beauftrage GPT-3, eine Antwort auf eine philosophische Abhandlung zu verfassen, die im Philosophie-Blog Daily Nous erschienen war. GPT-3 musste sich also zu Philosophie und zu seiner eigenen Rolle äußern.
Dass die KI sich wortgewandt und für einen philosophischen Text angemessen ausdrücken konnte, überraschte nicht, angesichts der Menge an Daten, die das System beim Training verarbeitet hatte. Das Ergebnis ist dennoch erstaunlich – vor allem, weil nicht einfach grammatikalisch korrekte Sätze ohne Sinn aneinander gereiht werden. Menschliche Leser erkennen in dem Text eine Argumentationslinie, neue Gedanken und Selbstreflexion des Sprachgenerators. Zum Beispiel scheint sich GPT-3 dessen bewusst zu sein, dass es kein Bewusstsein hat.
Es scheint, als wäre die Forschung einen entscheidenden Schritt weiter auf dem Weg zu menschenähnlicher Intelligenz. Zumindest kann die Maschine uns recht glaubhaft vorspielen, über Intelligenz zu verfügen. Doch welche Folgen hat es, wenn wir künftig bei allen Texten annehmen müssen, dass auch ein Computer ihn geschrieben haben könnte. Wie wird das politische Diskurse, Journalismus und Diskussionen im Internet verändern? Welche Folgen hat es für die Philosophie selbst, wenn sie nicht mehr nur von Menschen betrieben wird?
Kamingespräch ab 18 Uhr
Diese und viele weitere philosophische Fragen bespricht unser philosophisches Terzett Pina Merkert, Sylvester Tremmel und Jan Mahn in einer abendlichen Sonderausgabe der #heiseshow. Ab 18 Uhr diskutieren die drei c’t-Redakteure in einem Kamingespräch. Sie können per Livestream dabei sein, Fragen stellen und sich so am Gespräch beteiligen.
Alternativ wird der Stream auch auf Twitch.tv/heiseonline gesendet.
=== Anzeige / Sponsorenhinweis ==
Diese Ausgabe der #heiseshow hat einen Sponsor: Blinkist ist eine App, mit der man mehr als 3.000 Sachbücher in je nur 15 Minuten lesen oder anhören kann. Es gibt neue Ratgeber und Klassiker aus mehr als 25 Kategorien wie Wissenschaft, Technologie, Zukunft und persönlicher Entwicklung, mit Tipps und Tricks für Alltag und Beruf. Jeden Monat kommen etwa 40 neue “Blinks” hinzu. Für alle, die nach den Blinks tiefer ins Thema einsteigen wollen, gibt es nun auch Hörbücher in voller Länge. Zuschauer der #heiseshow erhalten einen 25-%-Rabatt auf das Jahresabo “Blinkist Premium” über den Link blinkist.de/heiseshow. Blinkist kann sieben Tage lang kostenlos getestet werden.
=== Anzeige / Sponsorenhinweis Ende ===
Wo kann man den GPT-3 Text nachlesen?
Es gab mal das Philosophische Quartett, über 10 Jahre hinweg. Bei euch fehlt da eine Person 😀
eure schlechte audio qualität werdet ihr wohl nie beheben….
Interessantes Gespräch, spannende Materie. Ich würde mich über die erwähnten Verweise (1:21:27) freuen. Danke!
Ich frage mich die ganze Zeit, welches Schlußwort die KI geschrieben hätte, die letztlich bei einem Fußballspiel die Glatze des Linienrichters spannender fand als den Ball. Es ist zum Haareausraufen.
Hat mir sehr gefallen, bitte mehr!
Beste Diskussion seit langer Zeit!
Es gibt einen sehr interessanten Film zu diesem Thema: "Her" (2013), indem sich ein Mann via Chat ernsthaft in eine KI verliebt. Die Produktion war ca. 2011, also noch vor Alexa, Siri & Co und damals noch (r)eine SyFi-Utopie, aber heute sehe ich dies bereits als durchaus realistisch. Ich vergleiche das mit Idolen aus Medien, in die sich auch immer wieder Fans verlieben, obwohl sie diese niemals von Angesicht zu Angesicht sehen, berühren oder eine Konversation mit ihnen führen werden können.
Bitte mehr, war sehr interessant.
GPT-3 stellt für mich nur ein Sprachorgan dar. Vergleichbar mit der visuellen Repräsentation von Soul Machines. Erst die Kombination ergibt die optimale Täuschung.